Am 17. Oktober weist Bundeskanzlerin Angela Merkel auf die kritische Lage der Corona-Pandemie hin und appelliert an die Bürgerinnen und Bürger ihre Kontakte und Reisen einzuschränken. Die Ausbreitung des Virus hänge direkt an der Zahl der Kontakte ab. Die Corona-Infektionszahlen steigen drastisch, so Ministerpräsident Markus Söder in seiner Regierungserklärung am 21. Oktober. Er appelliert zu mehr Ernsthaftigkeit im Kampf gegen Corona und warnt vor einem zweiten Lockdown, der wirtschaftlich kaum noch zu tragen wäre. Ministerpräsident Winfried Kretschmann ruft am 17.10. die Pandemiestufe 3 aus!
Warum werden gerade jetzt, wo die Corona-Infektionszahlen einen Höchstwert erreichen, die Bordelle eins nach dem anderen wieder geöffnet? Wir machen uns große Sorgen um die Frauen, die nun, zusätzlich zu dieser krank machenden Tätigkeit, im hohen Maße einer gefährlichen Infektion ausgesetzt werden. Man braucht kein Studium der Medizin, um zu verstehen, dass hier die AHA-Regeln nicht eingehalten werden können.
Die Wiedereröffnung der Prostitutionsstätten und die Legalisierung von Sexkauf lassen jede Corona-Verordnung und jeden Appell an die Bürger und Bürgerinnen absurd erscheinen.
Deswegen werden Bundesweit in der Woche vom 23. bis 30. Oktober Proteste stattfinden. Menschenrechtsorganisationen, Initiativen, Bürgerinnen und Bürger werden in sehr vielen Deutschen Städten und in vielen deutschen Bundesländer auf die Straße gehen und gegen diese Absurdität zu demonstrieren. Sie fordern folgendes:
Die Corona-Pandemie hat die katastrophalen Zustände in der Prostitution deutlich gemacht. Viele prostituierte Frauen haben weder eine Wohnung, eine Krankenversicherung, noch finanzielle Rücklagen. Sie sind ständiger psychischer und körperlicher Gewalt ausgesetzt, deren Folge oft posttraumatische Belastungsstörungen sind. Sie müssen sich prostituieren, um überleben zu können und weil Alternativen und Unterstützung fehlen.
Bordellbetreiber und Freier wissen die Notlagen der Frauen für sich zu nutzen. Sie lassen sich horrende Mieten zahlen, während die Freier riskante Praktiken (z. B. ungeschützten Verkehr) von den Frauen verlangen. Die Freier gefährden nicht nur die Frauen in der Prostitution, sondern auch ihre Familien, Bekannten und letztendlich sind sie auch ein Zündstoff für ein zweites Lockdown und damit ein mögliches Kollabieren unserer Wirtschaft.
Anstatt Frauen flächendeckende und aus Steuern finanzierte Ausstiegshilfen zu bieten, öffnen die Bundesländer die Bordelle wieder. Die Hygiene-Konzepte, mit denen sich die Profiteure des Systems Prostitution bei den Verwaltungsgerichten ihre Betriebsverbote aufgehoben haben, sind äußerst fragwürdige und werden von ihnen sowieso nicht umgesetzt. Es ist absurd zu denken, dass Freier ihre Kontaktdaten angeben oder sich an eine Maskenpflicht halten. Ein kurzer Blick in Freier-Foren bestätigt das. Auch ist nicht nachvollziehbar, warum Freier Frauen gegen Geld in jegliche Körperöffnungen penetrieren dürfen, während die Bevölkerung Mindestabstände und die Maskenpflicht einzuhalten hat.
Deutschland hat sich mit seinen Prostitutions-Gesetzgebungen von 2002 und 2017 zum Bordell Europas gemacht und somit Menschenhändlern und Zuhältern Tür und Tor geöffnet.
Heute fordern wir, die Bordelle in Karlsruhe und bundesweit sofort wieder zu schließen, die Frauen zu schützen, ihnen Mittel für den Ausstieg bereitzustellen, die Freier zu bestrafen und auch für die Zeit nach der Pandemie die deutsche Prostitutionspolitik in Richtung „Nordisches Modell“ zu ändern, da Deutschland hinter den europäischen Empfehlungen in diesem Bereich zurückbleibt.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Ingeborg Kraus
Kontakt: info@karlsruhe-gegen-sexkauf.de
Proteste wurden schon jetzt in folgenden Städten angemeldet und es werden täglich mehr!
Berlin, Monbijou-Park, 23.10.2020, 15.00 – 17.00 Uhr , Karlsruhe, 23.10.2020, 15.00-16.00, Demonstrationsmarsch vom Platz der Grundrechte zum Rathaus, Dortmund, Katharinentreppe, 24.10.2020, 11.00 – 13.00 Uhr , Aalen, Köln, Mainz, Düsseldorf, Mannheim, 31.10.2020, 12.00 – 15.00 Uhr Paradeplatz, Essen, Rosenheim, München, etc.
Anlagen:
- Brief an Angela Merkel am europäischen Tag gegen Menschenhandel, den 18.10.2020. Von Sandra Norak und Ingeborg Kraus
- Das Nordische Modell zu Prostitution – Ein Perspektivwechsel zum Schutz der Menschenwürde. Von Ingeborg Kraus
https://www.trauma-and-prostitution.eu/2020/09/14/das-nordische-modell-zu-prostitution/