Bild: Rosa Makstadt
Wir sind Karlsruher Frauen, die diesen Zustand nicht mehr dulden wollen. Es kann nicht sein, dass wir vorgegaukelt bekommen, dass die Würde des Menschen unantasbar ist, jeder Mann kann/darf sich aber für 30,- Euro eine Frau zur sexuellen Benutzung kaufen. Wir wollen, dass Sexkauf verboten wird und den Frauen in der Prostitution Ausstiegshilfen angeboten werden. Unseren Töchtern soll Prostitution nicht als mögliche Arbeitsoption vermittelt werden. Zig Studien haben mittlerweile bestätigt, dass die meisten Freier in Beziehungen leben. Es können unsere Väter, Ehemänner, Brüder oder Söhne sein, die die vulnerabelsten Frauen sexuell missbrauchen und sich dabei an ihrem Leid ergötzen. Sexkauf geht uns alle an! Sexkauf darf nicht erlaubt sein!
Wir sind ein Zusammenschluss von Frauen, weltlich ausgerichtet, unabhängig und überparteilich. Unser Aufstand in Karlsruhe ist aus einer Solidarität zu den Frauen in der Prostitution entstanden und auf dem Boden eines politischen komplett Versagens aller etablierten Parteien. Unser Antrieb und unsere Motivation beruhen auf eine tiefe Überzeugung, dass sich etwas in unserer Gesellschaft ändern muss.
Die Abolitionistische Bewegung (siehe Nordisches Modell) ist ursprünglich aus feministischen Analysen entstanden und ihre politische Umsetzung war/ist ein langer Kampf. Abolitionismus kann nicht unabhängig von anderen patriarchalen Unterdrückungs- und Ausbeutungsformen der Frau betrachtet werden. Sie ist ein Teil davon. Abolitionismus bedeutet die Unterdrückung der Frau ganzheitlich zu betrachten und setzt sich ihre komplette Befreiung zum Ziel. Er gibt sich nicht mit einem angeblich „geringeren“ Unterdrückungsgrad zufrieden (wie z.B. mit Kondomen verteilen sei der Frau geholfen).
Der „Marsch der Überlebenden“, der den Auftakt des 3. Weltkongresses gegen die sexuelle Ausbeutung von Frauen ausmachte, verlief über Karlsruhe. Zusammen haben wir eine Veranstaltung dafür organisiert, die den Anstoß zu dieser abolitionistischen Bewegung in Karlsruhe gab.
Wer sich uns anschließt jedoch unser Anliegen instrumentalisiert um andere Ziele zu verfolgen, wird ausgeschlossen. Geistige Brandstiftung dulden wir nicht. Ein schwesterlicher und respektvoller Umgang sowie demokratische Grundsätze gehören zu unserem Grundverständnis.
Dr. Ingeborg Kraus – Initiatorin und Gründerin des Netzwerkes Karlsruhe gegen Sexkauf
Von Beruf bin ich Diplompsychologin und Psychotraumatologin und in eigener Praxis in Karlsruhe tätig. Ich habe viele Trauma-Opfer behandelt, darunter auch viele Frauen, die Opfer von Prostitution waren. Es ist ein Thema, das mich nie losgelassen hat, deshalb habe ich schon vor über 10 Jahren angefangen darüber zu schreiben. Mittlerweile wurden zahlreiche Texte von mir zum Zusammenhang von Trauma und Prostitution veröffentlicht. Seit einigen Jahren halte ich weltweit Vorträge / Fortbildungen zu diesem Thema und war auch mehrere Male Referentin in Parlamenten.
2013 habe ich mit der derzeit amtierenden grünen Frauenpolitischen Sprecherin von Baden-Württemberg den Karlsruher Appell geschrieben der alle politischen Parteien in Deutschland auffordert Prostitution zu beenden. Ich bin die Initiatorin des Appells der TraumatherapeutInnen gegen Prostitution und betreibe die Seite und das Netzwerk „Trauma and Prostitution„, die über die Realitäten in der Prostitution und ihre gesundheitlichen und gesellschaftlichen Auswirkungen aufklärt. Ich bin Mitgründerin des Bündnisses „Stop Sexkauf“ und habe zusammen mit dem Bündnis die internationale Petition zum Abbau der Prostitution in Deutschland lanciert.
Rosa Makstadt
Rosa Makstadt ist Feministin, Diplomkünstlerin und Malerin. Sie versteht sich als Künstlerin ebenfalls in der gesellschaftlichen Verpflichtung eine Verantwortung für Verhältnisse zu leisten. Denn Kunst und Kultur beeinflussen unsere Leben maßgeblich. Dementsprechend ist es ihr als Kulturschaffende auch ein Anliegen mit ihren Werken für eine Welt ohne Ausbeutung und ohne Leid einzustehen.
Ulrike Röse-Maier
Feministin und Unternehmerin. Sie ist Mitbegründerin der Grünen Prostitutionskritikerinnen. Als Sprecherin der Landesarbeitsgemeinschaft Frauenpolitik 2005-2010 brachte sie das Thema Prostitution auf die politische Agenda ihrer Partei und kritisierte den liberalen Umgang der Grünen mit dem Thema. 2013 verfasste sie den Karlsruher Appell für eine Gesellschaft ohne Prostitution, der alle politischen Parteien in Deutschland auffordert Prostitution zu beenden. Auch als Unternehmerin setzt sie sich für die Rechte von Frauen ein und sieht in der Prostitution keine Erwerbsalternative für Frauen.