Pressemitteilung – Ausstieg aus der Prostitution fördern

Pressemitteilung – Ausstieg aus der Prostitution fördern

Karlsruhe, den 29.06.2020

Bezugnehmend auf die Informationen der beiden Beratungsstellen für Prostituierte auf Anfrage der SPD zur Situation nach Verbot von Prostitution & Sexkauf sowie Ausstieg aus der Prostitution. TOP 45 der Plenarsitzung am 30.06.2020.

  • Wissenschaftliche Studien belegen, dass ca. 90% der Frauen in der Prostitution aussteigen wollen. An die Beratungsstelle Luis.e haben sich in den letzten 2 Jahren 644 Frauen gewandt, 44 wurden von ihnen aber nur beim Ausstieg begleitet, was umgerechnet nur 7% ausmacht. Die Beratungsstelle Mariposa hat nur ca. 6% der Frauen beim Ausstieg begleitet. Diese Zahlen legen nahe, dass beide Beratungsstellen kein richtiges Konzept zum Ausstieg aus der Prostitution, sondern bis jetzt überwiegend die Frauen in der Prostitution begleitet haben. KA-gegen-Sexkauf erwartet von beiden Beratungsstellen, dass sie sich für den Ausstieg aus der Prostitution qualifizieren und Frauen richtige Optionen und Zukunftsperspektiven eröffnen.
  • Beide Beratungsstellen betrachten weiterhin Prostitution als Arbeitsoption und die Diakonie Baden wirbt sogar auf ihrer Webseite mit Sexarbeit und einem Herzchen (was womöglich für Liebe stehen soll!?). Prostitution ist keine Arbeit, Prostitution ist sexuelle Gewalt. Solche Botschaften sind für einen Ausstieg aus der Prostitution hinderlich, da sich die Frauen von vorneherein für einen Ausstieg nicht angesprochen fühlen. Es fördert nur ihre Abhängigkeit zum Milieu, weil es die sexuelle Gewalt in der Prostitution verschleiert und die Opfer antreibt etwas ertragen zu sollen, was nicht zu ertragen ist.Wir erwarten, dass sich beide Beratungsstellen von Prostitution als Arbeitsoption distanzieren und „Sexarbeit“ nicht mehr promoten. Denn: Prostitution ist weder Sex noch Arbeit!
  • Wir wünschen uns von der Diakonie Baden sowie dem Justice Project, dass sie sich für ein Sexkaufverbot nach Nordischen Modell stark machen. Beide Beratungsstellen sehen nun während der Corona-Krise, dass die Frauen Armutsprostituierte und Opfer von Zuhältern sind, die sich Prostitution nicht ausgesucht haben und dadurch auch nicht reich geworden sind. Wie kann man dann noch für ein Modell stehen, welches die „selbstbestimmte Sexarbeiterin“ anspricht? Egal in welchem Land, egal zu welcher Zeit, Prostitution trifft immer die vulnerabelsten Frauen einer Gesellschaft. Diese sollen geschützt und ihnen geholfen werden.
  • Es sollen keine Gelder mehr an Beratungsstellen für Prostituierte fließen, die Prostitution weiterhin als Arbeitsoption betrachten.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Ingeborg Kraus